Die Corona-Pandemie hat zu Veränderungen des Arbeitsalltages von vielen Menschen geführt. Während der Pandemie mussten circa 50 % der Erwerbsfähigen ihrem Arbeitsplatz fernbleiben und stattdessen von zu Hause arbeiten.
Welche Erfahrungen haben die Betroffenen mit Home-Office gemacht? Gab es gesundheitliche Folgen durch die Heimarbeit? Welche Konsequenzen ziehen Firmen aus den Erfahrungen von Home-Office für die Zukunft?
Diesen Fragen soll in diesem Artikel nachgegangen werden. Ergänzend möchte ich aufzeigen, wie wir unsere Resilienz stärken können, um zukünftig solchen Herausforderungen besser gerecht zu werden.
1. Home-Office – Auswirkungen neuer Formen der Arbeit
Vor der Corona-Pandemie war es eher die Ausnahme, dass Arbeitnehmer ihre Arbeiten von zu Hause erledigten. War dies jedoch aufgrund individueller Umstände notwendig, wurde durch die Arbeitgeber und/oder die Arbeitnehmer der dafür notwendige Rahmen geschaffen.
Durch die Pandemie bedingt mussten viele Arbeitnehmer unvorbereitet zu Hause bleiben, ohne dass die Voraussetzungen wie ein Arbeitszimmer, Schreibtisch und ein ergonomischer Stuhl vorhanden waren.
Zu diesen rein technischen Problemen kamen Ängste vor der Coronavirus-Erkrankung (COVID-19) und vor der Zukunft.
Erwerbsfähige mit Kindern waren noch zusätzlichen Belastungen ausgesetzt. Eltern, die in der Regel keine Pädagogen sind, mussten neben der Arbeit ihre Kinder unterrichten und beaufsichtigen.
Um therapeutisch besser auf die Herausforderungen mit den neuen Arbeitsformen wie Home-Office eingehen zu können, ist es wichtig, die Erfahrungen der Betroffenen zu analysieren.
Erfreulicherweise gibt es inzwischen erste Studien bezüglich des Einflusses von Home-Office auf die Gesundheit. In diesem Artikel möchte ich Ihnen gern die Ergebnisse der Dr. Becker Brunnen-Klinik näher vorstellen.
2. Welchen Einfluss hat Home-Office auf die Gesundheit?
Dr. phil. Björn Gonschior (Leitender Psychologe der Dr. Becker Brunnen-Klinik) hat sich dieser Fragestellung im Rahmen einer internen Studie gewidmet. Das bedeutet, er hat Patienten der Dr. Becker Brunnen-Klinik zu deren Erfahrungen mit Home-Office befragt. Dr. phil. Björn Gonschior weist darauf hin, dass diese Studie damit keine allgemeine repräsentative Aussage darstellt.
Psychische Probleme
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Home-Office zu psychischen Problemen führen kann. Dazu zählen vor allem Unausgeglichenheit, das Nachlassen sozialer Fähigkeiten, Konzentrationsschwierigkeiten genauso wie wahrgenommene Einsamkeit und die Angst wieder ins Büro zu gehen.
Physische Folgen
Die Patienten berichten weiterhin von physischen Folgen durch Home-Office. Beispielsweise berichteten die Patienten über Rückenschmerzen und Kopfschmerzen. Einen wesentlichen Einfluss bei den ebenso genannten Nackenschmerzen hatte sicherlich auch der fehlende ergonomische Arbeitsplatz. Viele Betroffene saßen während der Arbeitszeit auf ihrer Couch am Laptop.
Weitere Belastungen während der Zeit im Home-Office
Als weitere Belastungen während der Zeit im Home-Office wurden der fehlende Austausch mit den Kollegen und die Ermüdung durch digitale Termine wie Teambesprechungen und Videokonferenzen genannt.
Manche Berufsgruppen, wie beispielsweise Lehrer, mussten ihre Arbeitsweise komplett umstellen und saßen plötzlich vor einer Kamera statt vor den Schülern. Das empfanden viele Teilnehmer der Studie als wesentlich anstrengender und ermüdender.
Beim Arbeitsweg waren die befragten Patienten unterschiedlicher Auffassung. Dies ist verständlich. Der fehlende Weg zur Arbeit kann zu einer großen Zeitersparnis werden, andererseits nutzen viele Menschen den Arbeitsweg zum Abschalten. Bei Letzteren fehlt bei Home-Office die Möglichkeit zum Entspannen.
Neben den negativen Effekten von Home-Office gibt es jedoch auch Vorteile.
Die Patienten nannten neben der Work-Life-Balance durch den kürzeren Arbeitsweg auch eine bessere Alltagsbewältigung. Manche Studienteilnehmer konnten sich besser konzentrieren, da sie im Home-Office weniger abgelenkt waren durch Kollegen und Telefonate.
Weitere Aspekte
Neben den deutlichen Einflüssen auf die psychische und physische Gesundheit wurden in dieser Studie noch weitere Aspekte festgestellt.
Dazu zählten beispielsweise Schwierigkeiten bei der Abgrenzung zwischen Beruf und Freizeit. Viele Menschen berichteten, dass sie während der Zeit im Home-Office das Bett zum Arbeiten genutzt hatten. Durch eine Vielzahl an Untersuchungen ist heute bekannt, dass eine fehlende Trennung zwischen Arbeit und Freizeit Auswirkungen auf den Schlaf hat.
Durch Home-Office, und zusätzlich durch die Lockdowns bedingt, haben sich die sozialen Kontakte einer Vielzahl an Menschen verringert. Anfänglich wurden oftmals die Möglichkeiten der Online Telefonie (Skype, Zoom, etc.) genutzt. Jedoch war es für die an der Studie teilgenommenen Patienten ein großer Unterschied, ob sie mit Freunden am Rechner oder persönlich in ihrem Sportverein miteinander kommunizieren. Nicht zu vergessen ist der Wegfall des privaten Austausches. Konnten die Patienten bisher in den Pausen mit den Kollegen ihre Sorgen und Nöte teilen, war dies im Home-Office nicht mehr in dem Maße möglich.
Auch im beruflichen Kontext waren die gewohnten Kommunikationswege, wie einfach mal ins Büro nebenan gehen, weggefallen. Home-Office zog die Notwendigkeit einer neuen Arbeitsorganisation mit sich. Teambesprechungen fanden vielmalig ausschließlich online statt.
3. Welche Schlussfolgerungen können aus der Studie zum Thema Home-Office gezogen werden?
Durch die Studie der Dr. Becker Brunnen-Klinik wurde deutlich, dass es nicht nur „die eine“ positive oder negative Folge von Home-Office gibt. Vielmehr sind die Wirkungen ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren. Dr. phil. Björn Gonschior nennt in der Studie auch die Interaktion zwischen Charakter / Persönlichkeit, den beruflichen Aufgaben und die Lebensumstände. Er fand heraus, dass sowohl die beruflichen und die persönlichen Gegebenheiten, ebenso wie die persönlichen Eigenschaften zu den Risiken und Chancen von Home-Office beigetragen haben. Entsprechend sollten die persönliche Verfassung und die individuellen Lebensumstände in die Anamnese einfließen. Nur dann ist eine erfolgreiche therapeutische Beratung möglich.
4. Welche Konsequenzen ziehen Firmen aus den Erfahrungen von Home-Office für die Zukunft?
Neben den persönlichen Konsequenzen für die Mitarbeiter ist es natürlich auch wichtig, Home-Office aus der Perspektive der Unternehmen zu betrachten. Im Wesentlichen klagen die Arbeitgeber über drei Probleme, welche durch Home-Office entstanden sind.
Es wurde festgestellt, dass durch Home-Office die Firmenkultur verloren geht. Auch beklagen die Unternehmen Kontrollverlust, da die Mitarbeiter zu häufig Ablenkungen haben, weniger motiviert sind oder Schwierigkeiten haben, sich selbst zu organisieren.
Schlussendlich führt auch die mangelnde Auslastung der Büros zu unnötigen Kosten.
Lösungsansätze der Unternehmen
Strategie 1: Anpassung der Büros
Beispielsweise will die Deutsche Bank auf kleinere, aber attraktivere Büros setzen. Die Hannover Rück setzt auf einen Dreiklang: aktivitätsorientiertes Arbeiten, Desk-Sharing und flexible Bürokonzepte. So sollen nach eigenen Angaben Besprechungsmöglichkeiten, Workcafés und Rückzugsmöglichkeiten für konzentriertes und kollaboratives Arbeiten geschaffen werden.
Der Softwarekonzern SAP favorisiert derzeit auf ein „Pledge to Flex-Modell“, ein flexibles, vertrauensbasiertes Arbeiten mit flexibler Arbeitszeit und flexiblem Arbeitsort. Dennoch setzt der Konzern auf verstärkte Rückkehr ins Büro. Eine Sprecherin sagt: „Wir wollten daran erinnern, dass es auf die richtige Mischung aus mobiler Arbeit und Präsenz ankommt“.
Der Online-Versandhändler Zalando verfolgt die kontinuierliche Weiterentwicklung seines Campus in Berlin, mit dem Ziel, sich an die Bedürfnisse der Mitarbeitenden anzupassen. So werden spezielle Räume und Einrichtungen geschaffen, wie zum Beispiel Silent-Rooms, Fitnessstudio, Telefonkabinen, Gebetsräume, Fun & Gaming Zones, Werkstätten, Schulungsräume und sogar ein Eltern-Kind-Zimmer.
Strategie 2: Mitarbeiter mit Hilfe von Benefits aus dem Home-Office holen.
Die Führungsetage der Deutschen Telekom sagt: „Das Büro ist nicht tot.“ Das Büro wird als Ort der Begegnung, des Austauschs und der Kreativität betrachtet. Das Unternehmen fördert mit „Welcome back“-Aktivitäten an verschiedenen Standorten, zum Beispiel kostenlose Team-Frühstücke, Get-Together- und Kultur-Events, sogar explizit die Rückkehr der Mitarbeiter in die Büros.
5. Mein Angebot für Sie: Resilienz Therapie!
Um gesundheitliche Folgen durch die Auswirkungen neuer Formen der Arbeit wie Home-Office vorzubeugen beziehungsweise diese, wenn möglich, zu vermeiden gibt es verschiedene Ansätze. Wichtig ist zuerst eine gründliche Anamnese, das heißt eine genaue Analyse Ihres Anliegens. Nur dann können Sie sicher sein, dass die Lösungsansätze direkt auf Sie zugeschnitten und in Ihrem Alltag anwendbar sind.
Ein oftmals hilfreicher Ansatz kann Resilienz Therapie sein. Jeder Mensch kann seine persönlichen Abwehrreaktionen mit dem Ziel der Verbesserung des Wohlbefindens und der Zufriedenheit stärken. Durch eine Veränderung des Blickwinkels lassen sich dadurch gar nicht selten positive Aspekte einer Notsituation wie Home-Office finden.
„Nichts ist so schlecht, dass nicht etwas Positives daran zu finden ist“.
Unbekannt
Ich möchte Ihnen gern zum Abschluss noch 10 Wege vorstellen, wie Sie zu mehr Resilienz gelangen können.
- Krisen lassen sich nicht verhindern, aber sie sind auch nicht unlösbar!
- Akzeptanz: Es ist, wie es ist!
- Optimismus: Es kommen auch wieder bessere Zeiten!
- Lösungsorientierung: Ich laufe los und suche nach Lösungen!
- Opferrolle verlassen: Ich handele entschlossen!
- Selbstverantwortung: Ich sorge für mich!
- Selbstwirksamkeit: Ich aktiviere meine Ressourcen!
- Aufbau von sozialen Netzwerken: Ich pflege meine wertschätzenden Beziehungen!
- Zukunftsplanung: Ich nehme mir realistische Ziele vor!
- Achtsamkeit: Ich bleibe achtsam im Hier und Jetzt!
Nähere Informationen zum Thema Resilienz Therapie finden Sie auf meiner Homepage psychotherapie-nake.de.
Wenn Sie daran interessiert sind, Ihre persönliche Resilienz zu stärken, um zukünftig besser mit unverhofften Herausforderungen wie beispielsweise Home-Office umgehen zu können, freue ich mich auf Ihre Kontaktaufnahme. Gern stehe ich Ihnen mit meinem Wissen und meiner langjährigen Erfahrung zur Verfügung, um die für Ihre individuelle Situation bestmögliche Lösung zu finden.
Quellen:
Weiterbildung zum Thema „New Work: Belasten neue Formen der Arbeitsorganisation die seelische Gesundheit?“ an der Dr. Becker Brunnen-Klinik.
The Pioneer: „Homeoffice: Die Anfangseuphorie ist verflogen„.
Die Inhalte des Beitrages geben die Meinung und Auffassung der Autorin (Kathrin Nake) wieder und sind urheberrechtlich geschützt. Letzter Zugriff auf die angegebenen Quellen: 21.03.2024.