Messie – Exzessive Sammler durch eine seelische Verwundung
Die meisten Menschen stellen sich unter einem Messie einen Menschen vor, der in Bergen von Müll lebt. Dies empfinde ich als eine Beleidigung. Könnte man es ja auch so verstehen, dass die Betroffenen regelmäßig mit einem leeren Eimer zum Müll gehen, den Müll aus der Tonne einsammeln und in ihrer Wohnung ausschütten. Dabei liegt die Betonung auf MÜLL. Natürlich gibt es Betroffene, die beispielsweise zum Sperrmüll gehen. Jedoch sammeln sie Dinge ein, welche ihrer Meinung nach viel zu schade zum Wegwerfen sind. Und wenn wir ehrlich sind, wird heute vieles weggeworfen, was sicherlich noch nicht in den Müll gehört. Falls es unter Ihnen Personen gibt, die von sich sagen, dass sie tatsächlich ausschließlich Müll sammeln, mögen sie mich gern korrigieren.
Fakt ist, dass in Deutschland über zwei Millionen Messies leben (Quelle: sueddeutsche.de). Die Angabe der Experten macht deutlich, dass sehr viele Menschen betroffen sind.
ES – Exzessive Sammler
Meiner Ansicht nach passt es besser, die betroffenen Menschen als exzessive Sammler (ES) zu bezeichnen. Dabei gibt es eine kleine Gruppe von Personen, welche ihre Sammelleidenschaft entwickelt hat, obwohl oder weil es ihnen gut geht. Das heißt, diese Menschen hatten eine unbeschwerte Kindheit und Jugend – und sie können von sich sagen, dass fast alles in ihrem Leben gut läuft. Ich würde sie gern als exzessive Glück-Sammler (EGS) bezeichnen. Allerdings glaube ich, dass sich nur wenige Betroffene in diese Gruppe einordnen lassen.
ESS – Exzessive Seelenschmerz Sammler
Vermutlich lassen sich die meisten der Betroffenen in die Gruppe der ESS einordnen. Den mittleren Buchstaben habe ich für Seelenschmerz gewählt. Aus meiner Erfahrung (und natürlich aus der Literatur) weiß ich, dass die betroffenen Menschen irgendwann einmal in ihrem Leben einen sehr tiefen Schmerz erlitten haben. Dieser Schmerz hat unter Umständen zu einem exzessiven Sammeldrang geführt. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass die Heilung dieses Seelenschmerzes zur Beendigung des exzessiven Sammeldrangs führen kann.
Außerdem liegt die Vermutung nahe, dass der Fokus des Sammeldrangs eng verbunden mit dem Auslöser ist. Nehmen wir einen Menschen, der einen sehr tiefen Seelenschmerz erlitten hat, dem sozusagen ein Dolch mitten in die Seele gestochen wurde. Seit diesem Zeitpunkt „fließt sehr viel Schmerz“ aus seiner Seele und diesen Schmerz „sammelt er in Eimern“. Wenn wir diesem Menschen sagen, dass es seine „Eimer“ wegräumen soll, so wird er völlig hilflos reagieren. Das Einzige, was hier wirklich hilft, ist die Heilung der Seele, denn dann werden die „Auffangeimer“ überflüssig.
Was möchte ich damit konkret sagen? Im Leben der Betroffenen gab es ein oder mehrere sehr schmerzhafte Erlebnisse. Diese haben zu einem ESS geführt. Vermutlich steht der Fokus des Sammeldrangs (Bücher, Zeitschriften, Elektronik, Schuhe,…) in direktem Zusammenhang zum Auslöser. Wenn man diesem Menschen jetzt sagt, er soll z. B. seine Bücher aufräumen, so sind für diesen Sammler die Bücher gleichzusetzen mit dem „Auffangeimer“ seines Seelenschmerzes. Und wie soll er diese Eimer wegwerfen, wenn der Seelenschmerz noch gar nicht geheilt ist? Dies kann zu einem schweren psychischen Schock und Hilflosigkeit führen. Erst wenn die Ursache des Schmerzes verarbeitet und geheilt ist, kann dieser Mensch seine Ansammlungen loslassen.
Beispiel ESS
Ich möchte dies gern an einem Beispiel näher erklären. Ein kleiner Junge (ca. 3 Jahre alt) hat sich jeden Tag auf die Heimkehr seines Vaters von der Arbeit gefreut. Wenn der Vater kam, hat der Junge sich die Hausschuhe des Vaters angezogen und ist ihm entgegengelaufen. Eines Tages – und das weiß er wie heute – ist der Vater vor seinen Augen umgekippt. Durch das Geschrei der Frauen begriff der Junge, dass etwas Schlimmes passiert sein musste, aber in seiner kindlichen Vorstellung hat er dies einfach ausgeblendet und sich vorgestellt, dass der Vater schläft. Sein Vater hat sehr gern Bücher gelesen und möglicherweise dachte sich der kleine Junge “Ich werde zukünftig Bücher sammeln, damit mein Vater, wenn er wieder aufwacht, alle diese Bücher lesen kann“. Indirekt konnte er auf diese Weise den Kontakt zu seinem Vater bewahren und den schier unerträglichen Schock überhaupt überstehen. Als der Junge erwachsen geworden war, hatte er ca. 6000 Bücher gesammelt! Doch wie hätte er diese Bücher einfach wegwerfen können? Warum wird ein Mensch, der einen derart schlimmen Seelenschmerz erlitten hat, als Messie und damit als „Müllsammler“ bezeichnet?
In dem Moment jedoch, als der inzwischen erwachsene Mann wieder Wärme und Liebe (durch seine Familie) empfing, konnte seine Wunde anfangen zu heilen. Er konnte innerlich Abschied von seinem Vater nehmen und damit seine Bücher loslassen.
Was ist das Ziel meiner Worte?
Sie werden mit mir übereinstimmen, dass viele Menschen von seelischen Verwundungen oder Schicksalsschlägen betroffen sind. Was diese Menschen unterscheidet, ist die Art und Weise, wie sie damit umgehen. Manche Menschen werden depressiv, andere schädigen sich selbst (Borderliner) und wieder andere fangen an zu sammeln, um angenehme Erinnerungen zu erhalten. Vielmals findet sich auch eine Kombination der verschiedenen Bewältigungsstrategien und es kommt zu weiteren Ausprägungen wie „Verspätungs-Syndrom“, “ Vereinsamungs-Syndrom“, „Angst-Syndrom“ oder „Aggressivitäts-Syndrom“. Doch löst sich dadurch das ursprüngliche Problem nicht auf, sodass diese Strategien auf lange Sicht nicht glücklich machen.
Wenn Sie ein betroffener ESS sind, möchte ich Sie bitten sich Gedanken zu machen, warum Sie zum ESS geworden sind. Fragen Sie sich bitte, welches einschneidende Erlebnis Sie so sehr geprägt hat, dass Sie noch heute darunter leiden. Mir ist bewusst, dass es oft sehr schwer ist, den Auslöser selbst zu erkennen. Wenn Sie jedoch die Ursache bzw. den Auslöser erkannt und verstanden haben, könnte dies die Grundlage für ein Leben ohne exzessiven Sammeldrang werden.
Gern biete ich Ihnen dazu meine Hilfe und Unterstützung an. Als Heilpraktikerin für Psychotherapie möchte ich Sie gern auf Ihrem schweren Weg begleiten. Meine Praxis befindet sich in Dresden (nähe Hauptbahnhof). Wenn Sie außerhalb von Dresden wohnen, können Sie gern telefonisch mit mir Kontakt aufnehmen und mein Angebot der Telefonberatung nutzen. Für den Fall, dass Sie sich zu verunsichert fühlen, um in meine Praxis in Dresden zu kommen, biete ich auch Hausbesuche (in und um Dresden) an.
Veröffentlicht: 24.10.2017
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